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zu Fuß sowie mit Fahrrad, Auto, Bahn und Kreuzfahrtschiff.

Laos: Von Vientiane nach Luang Prabang im Juli 2022

Unsere Reise beginnt in Vientiane, der ruhigen Hauptstadt von Laos, bevor wir mit dem neuen Hochgeschwindigkeitszug in die UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Luang Prabang weiterfahren – rund 230 Kilometer nördlich gelegen. Die Stadt liegt eingebettet in eine üppige Berglandschaft auf einer Halbinsel zwischen dem Mekong und dem Nam Khan Fluss. Umgeben von dichtem Grün, Wasserfällen und dramatischen Höhenzügen ist Luang Prabang ein Ort von natürlicher Schönheit und kulturellem Reichtum.

Anreise von Bangkok

Nach weniger als einer Flugstunde ab Bangkok lande ich in Vientiane – Südostasiens kleinster Hauptstadt mit etwa 750.000 Einwohnern. Die Stadt liegt direkt am Mekong, gegenüber der thailändischen Stadt Nong Khai. Vientiane wirkt fast dörflich und überschaubar. Besonders die Altstadt entlang des Flussufers hat viel von ihrem ursprünglichen Charme bewahrt. Die Randbezirke hingegen sind zunehmend von chinesischen und thailändischen Großinvestoren geprägt, deren Einkaufszentren und Apartmentanlagen das Stadtbild dort verändern. Wer sich jedoch im historischen Zentrum aufhält, merkt davon kaum etwas.


Stadtspaziergang Vientiane

Die Hauptstadt überrascht mit vielen charmanten Cafés und französischen Restaurants – ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit. Französisches Flair begegnet einem überall: in der Architektur, auf Straßenschildern und natürlich beim Genuss eines knusprigen Baguettes. Das Patuxai, das Siegestor, bildet das Herz der Stadt und ist ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und fliegende Händler. Am Abend lädt der Nachtmarkt am Mekongufer zum Bummeln und Schlemmen ein.


Mit dem Hochgeschwindigkeitszug Richtung Norden

Am nächsten Morgen geht es mit dem Taxi zum rund 15 Kilometer außerhalb gelegenen Bahnhof. Von hier startet der moderne chinesische Hochgeschwindigkeitszug Richtung Norden. Unser Ziel: Luang Prabang. Wo früher eine gefährliche Ganztagestour über Serpentinen durch das Gebirge nötig war, dauert die Reise heute gerade einmal zwei Stunden. Der Zug durchquert zahllose Tunnel und bringt uns bequem und sicher ans Ziel. Die gigantische Bahnstrecke – Teil der Verbindung bis nach China – wurde größtenteils von Peking finanziert. Für das wirtschaftlich schwache Laos ist dieses Infrastrukturprojekt Fluch und Segen zugleich: Ein Fortschritt mit einem hohen Preis.


Ankunft in Luang Prabang

Der Bahnhof von Luang Prabang liegt ebenfalls außerhalb der Stadt. Zum Glück bietet unser Hotel einen Abholservice – ich werde direkt zur malerischen Flusshalbinsel gebracht. Ich habe mir ein charmantes, französisch inspiriertes Hotel mit Blick auf den Fluss gegönnt. Der Tag beginnt mit einem duftenden Kaffee am Wasser – der perfekte Auftakt für die kommenden Erkundungen.


Altstadt und heiliger Berg

Ich verbringe den Tag mit einem Spaziergang durch die Altstadt, die für ihre rund 30 gut erhaltenen Tempel bekannt ist. Ein besonderes Highlight ist der Aufstieg auf den Phou Si („heiliger Berg“), der sich mitten im Stadtzentrum erhebt. Von oben – etwa 100 Meter Aufstieg ist zu bewältigen – hat man einen herrlichen Panoramablick auf die Stadt, die Flüsse und die umliegenden Berge. Der Weg nach oben führt entweder über 328 oder 355 Stufen, unterwegs begegnet man zahlreichen Buddhastatuen. Auf dem Gipfel steht der Wat Chom Si mit seiner goldenen 20 Meter hohen Stupa – ein Ort der Stille und des Staunens, besonders zum Sonnenuntergang.


Almosengang der Mönche

Ein weiteres eindrucksvolles Erlebnis erwartet mich früh am nächsten Morgen: der traditionelle Almosengang der Mönche. Noch vor Sonnenaufgang ziehen Hunderte Mönche in ihren safranfarbenen Gewändern schweigend durch die Straßen der Altstadt – insbesondere entlang der Sakkaline Road und vorbei am Wat Xieng Thong. Gläubige knien am Straßenrand, um Reis und andere Gaben in die Almosenschalen zu legen. Diese Zeremonie ist tief in der laotischen Kultur verwurzelt und berührt durch ihre Stille und Spiritualität.


Kuang-Si-Wasserfall

Am nächsten Tag fahre ich mit einem Tuktuk zum Kuang-Si-Wasserfall, etwa 45 Minuten außerhalb der Stadt. Die Straße ist schmal und gewunden, aber die Fahrt lohnt sich: Der Wasserfall stürzt in mehreren Kaskaden über Kalkterrassen, das türkis schimmernde Wasser lädt zum Baden ein. Man kann auch zu einer Aussichtsplattform oberhalb des Wasserfalls wandern und die grandiose Landschaft aus der Vogelperspektive genießen.


Buddha Park

Zurück in Vientiane besuchen wir den eindrucksvollen Buddha Park (Wat Xieng Khouane Luang), eine weitläufige Anlage am Ufer des Mekong. Sie entstand 1958 durch den visionären Schamanen Luang Pu Bunleua Sulilat, der später nach Thailand floh und dort einen weiteren Tempel baute. Der Park beherbergt über 200 Betonfiguren – einige buddhistisch, andere hinduistisch – alle kunstvoll und bizarr geformt. Die Zeit hat Spuren an den Skulpturen hinterlassen, was ihrem geheimnisvollen Charme noch mehr Tiefe verleiht. Von einer Aussichtsplattform hat man einen großartigen Blick über das gesamte Gelände.


COPE - Cooperative Orthotic and Prosthetic Enterprise

Auf dem Rückweg ins Stadtzentrum machen wir noch Halt bei COPE – der „Cooperative Orthotic and Prosthetic Enterprise“. Diese gemeinnützige Organisation versorgt Überlebende von Bombenexplosionen mit orthopädischen und prothetischen Hilfsmitteln. Die Ausstellung dokumentiert eindrücklich die dunkle Geschichte des Landes: Zwischen 1964 und 1973 warf die US-Armee mehr als zwei Millionen Tonnen Munition über Laos ab – mehr als über ganz Europa im Zweiten Weltkrieg. 80 Millionen Blindgänger liegen noch heute im Boden, und nahezu täglich werden Menschen durch diese Relikte verletzt oder getötet.