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Städtereise nach Chongqing vom 8. bis 13. August 2024

Chongqing („Tscoung-Tching“" gesprochen) ist flächenmäßig die größte Stadt der Welt – und doch gleichzeitig eine, von der die meisten Menschen wohl noch nie etwas gehört haben. Die Megametropole ist von Bergen umgeben und durchzogen – jeder Weg durch die Stadt führt auf und ab. Aber das muss man nicht alles erlaufen: 2.000 Autobahnkilometer führen rund um Chongqing, dazu kommen noch einmal 2.000 Kilometer Schienennetz. Chongqing ist die größte und wichtigste Industrie- und Handelsstadt am Oberlauf des Yangtse-Flusses. Sie liegt mittig in Westchina, die großen Küstenstädte sind alle etwa gleich weit entfernt. Damit bildet die Stadt einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Ost- und Westchina. Gleichzeitig hat die Stadt durch den Yangtse Zugang zum Meer.

Anreise nach Chongqing

Mit dem Flugzeug ging es von Bangkok direkt nach Chongqing, der flächenmäßig größten Stadt der Welt, ungefähr so groß wie Österreich, 32 Millionen Einwohner. Ein nagelneuer, super moderner Flughafen von unvorstellbaren Ausmaßen empfängt den internationalen Besucher, viel ist nicht los, aber er ist sicher für die Zukunft entworfen. Anstatt eines Hotels habe ich mir eine Mietwohnung für die nächsten fünf Tage genommen, die Vermieterin hat mir genau geschrieben, wie ich dorthin komme. Direkt vor dem Terminal finde ich den Flughafenbus, der mich in rund 30 Minuten in den zentralen Stadtteil bringt, in dem die Wohnung in einem typischen chinesischen Mietshaus liegt. Die Wohnung ist im 21. Stock und mit dem Türcode, den die Vermieterin mit am Tag zuvor zugeschickt hat, komme ich direkt in die große, schöne Wohnung, die auch eine Küche hat.

Es ist bereits abends und diese Stadt lebt vor allen Dingen zu dieser Tageszeit, dann ist es nicht mehr so heiß und alles ist bunt beleuchtet. Die Provinz Sichuan ist bekannt für scharfes Essen, was ich allerdings nicht mag. Ich finde ein kleines Restaurant und esse eine Art Spaghettisuppe. Die Kommunikation fällt nicht ganz leicht, niemand spricht hier Englisch, westliche Ausländer gibt es so gut wie gar nicht. Aber mit dem Handy und verschiedenen Übersetzungsapps sowie ein bisschen Geduld geht alles. Ich laufe noch etwas durch die immer noch vollen Straßen und gehe dann voller Impressionen ins Bett.


Besuch der Universität

Am Vormittag habe ich das Goethe-Sprachlernzentrum an der Sichuan Universität besucht, dort werden Prüfungen und Sprachkurse für an Deutsch interessierte Chinesinnen und Chinesen angeboten.

Nach dem Mittagessen mit den Kollegen – es gab natürlich nur typisch lokale Gerichte – ging es nach Ciqikou, es gibt eine nachgebaute alte chinesische Siedlung mit viel Fachwerk und Nostalgie, Restaurants, Cafés und Läden. Trotz der Temperaturen von fast 40 Grad waren recht viele Besucher dort.

Mit der U-Bahn zu fahren ist sehr aufregend, das System ist neu, modern und zweisprachig, sodass man sich auch als Ausländer sehr einfach und sehr schnell zurechtfindet. Die Preise variieren zwischen 20 und 40 Eurocent pro Fahrt. Einige Stationen verlaufen auch oberirdisch, dort hat man einen schönen Blick auf die Flüsse und die Silhouette der Wolkenkratzer – am Abend ist alles toll angestrahlt und wirkt noch viel bunter und schöner.


Spaziergang durch die Innenstadt

Am Vormittag gab es Nieselregen, deshalb mit dem Regenschirm einen Spaziergang an den Fluss gemacht. Die Stadt windet sich über Berge und Hügel, überall gibt es Treppen, Fahrstühle und Stufen.

Mit dem Taxi fuhr ich dann zu „Raffles City“, ein Komplex, der aus acht Wolkenkratzern besteht, die sich auf einer Fläche von knapp zehn Hektar an der Spitze der Halbinsel befinden, an der die Flüsse Jangtsekiang und Jialing zusammenfließen. Hier gibt es natürlich auch eine Shopping Mall von immensen Ausmaßen. Heute, am Samstag, war sie voller Menschen, die nicht nur die Schaufenster anschauen, sondern auch überall und viel kaufen, und vor allem auch essen!

Von dort ging es dann zum buddhistischen „Arhat-Tempel“, der vor 1000 Jahren während der Song-Dynastie erbaut und seitdem mehrfach umgebaut wurde. Er ist der Hauptsitz der Buddhistischen Gesellschaft von Chongqing und ist heute eingebettet zwischen Einkaufszentren und Wolkenkratzern, bewahrt aber seine Ruhe und religiöse Ausstrahlung.

Am Abend habe ich dann noch einen Spaziergang zum Ufer gemacht, allerdings waren heute wirklich viele Leute unterwegs, denn es ist der chinesische Valentinstag: da werden nicht nur Rosen den Lieben geschenkt, sondern auch die Familie zum Essen eingeladen. Sehr weit kam ich nicht, weil sich die Menschenmassen irgendwann nicht mehr weiterbewegten. Aber es gab noch ein paar schöne Eindrücke von der angestrahlten Stadtsilhouette.


Zugfahrt mit dem ICE und eindrucksvolle Felsskulpturen

Heute Morgen ging es sehr früh mit dem Zug ins rund 100 Kilometer entfernte Dazu. Zugfahren ist in China sehr reglementiert, Tickets müssen vorab gekauft werden, Plätze unbedingt gebucht werden. Die Webseite ist ausschließlich auf Chinesisch, so dass man Freunde braucht, die das für einen buchen. Am Bahnhof kann man dann das Ticket unter Vorlage seines Passes abholen, das dauert allerdings, da es auch hier nur noch wenige besetzte Schalter gibt. Kurz vor Abfahrt des Zuges werden die Passagiere dann auf den Bahnsteig gelassen, vorher warten sie in einer Halle vom Ausmaß einer Messehalle. Mein Zug, eine Variante des ICE von Siemens, fuhr rund 30 Minuten.

Die riesigen Bahnhöfe in China liegen meistens weit außerhalb der Innenstädte, so dass man von hier noch mit dem Taxi oder dem Bus weiterfahren muss. Der Einfachheit halber habe ich mir für und 10 Euro ein Taxi direkt zu den UNESCO Weltkulturerbestätten genommen – den weltberühmten Felsschnitzereien.

Die felsigen Hügel der Region beherbergen rund 70 Felsschnitzereien aus dem 9. bis 13. Jahrhundert. Beeindruckend ist die sorgfältige Qualität und die große Vielfalt an religiösen und weltlichen Themen. Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus gehen hier ineinander über.

Bereits am Eingang des riesigen Touristencenters muss man sich entscheiden, welche Stätten man besuchen möchte (Vorlage des Reisepasses, Gesichtsscan). Zunächst geht es mit einem klimatisierten Bus ein paar Kilometer zu einem Souvenirdorf, von dort weiter mit Golfwagen direkt zum Eingang von Baodingshan, der bekanntesten Stätte. Es sind trotz des Sonntags nicht allzu viele Menschen hier. Man kann sich Zeit lassen und alles lange und intensiv bestaunen, was unbedingt notwendig ist.

Zurück am Eingang bestelle ich mir ein Taxi und fahre weiter zu den rund 20 Minuten entfernten Stätten von Beishan. Höhepunkt hier ist eine 300 Meter lange Felswand mit mehr als 10.000 Skulpturen. Außerdem kann man auf einer kleinen Wanderung noch zwei riesige, in Stein in einer Höhle gemeißelte sitzende Buddhas bestaunen (die mich an Bamiyan in Afghanistan erinnern – mittlerweile leider zerstört).


Aussichten über die Stadt

Gegen Mittag bin ich in den Eling-Park gefahren, der auf einer Anhöhe des zentralen Yuzhong-Bezirkes liegt. Vom Aussichtsturm im siebten Stock auf knapp 42 Meter hat man eine wunderbare Aussicht auf weite Teile des Stadtgebiets.

Von dort ging es zur alten Longmenhao Hao Straße, die sich unter der enormen Dongshuimen-Brücke befindet. 1891 strömten Seefahrer aus Großbritannien, Frankreich, Japan, den Vereinigten Staaten und Deutschland nach Longmen Hao, um Geschäfte zu eröffnen, Fabriken zu errichten und Villen zu bauen. Longmenhao wurde das erste westliche Industriezentrum in Chongqing.

Pünktlich zum Sonnenuntergang war ich dann an der „Großen Halle des Volkes“. Die Architektur des Gebäudes aus der Ming- und Qing-Dynastie und eine Mischung aus sowjetischer Architektur lassen das Gebäude gleichzeitig monumental und wie einen Tempel aussehen. Die Kuppel oben weist eine Ähnlichkeit mit dem Himmelstempel in Peking auf.

Anschließend ging es zum Hochbahn-Bahnhof „Liziba“ – er ist berühmt für die Bahnstrecke, die durch einen Wohnblock führt. Weil das Einfahren des Zuges in den Bahnhof mittlerweile zu einem der größten Touristenmagneten der Stadt geworden ist, wurde eine eigene Aussichtsplattform an der Straße angelegt.


Shopping und Rückflug

Am Vormittag habe ich der Vermieterin mein Apartment übergeben; das war wirklich eine gute Entscheidung: viel mehr Platz, alles ruhig, kleine Küche und sogar eine Waschmaschine dabei. Außerdem viel billiger als im Hotel, einen täglichen Reinigungsservice brauche ich nicht wirklich und zum Frühstück kann man sich Dinge in einen der vielen kleinen Supermärkte kaufen, die auch Toast, Joghurt und andere westliche Spezialitäten anbieten.

Danach ging es dann in die IKEA, sie liegt auf halbem Wege zum Flughafen, ich musste also von der Metro nur aussteigen. Im Prinzip ist die IKEA hier exakt genauso aufgebaut wie bei uns auch – nur das Sortiment ist natürlich ergänzt und teilweise ganz anders. Auf den Bildern sieht man, was hier angeboten wird – was bei uns gar niemand kaufen würde.

Danach ging es weiter zum riesigen, nahezu wieder menschenleeren Flughafen. Kontrolle, Immigration und Abfertigung gingen unkompliziert und schnell, mit der Billigfluggesellschaft AirAsia wieder nonstop zurück nach Bangkok.